Bordeaux 2014 ist nicht nur ein grosser Bordeaux-Jahrgang, sondern in seiner fröhlichen Breite auch einer der besten. Nicht zuletzt, weil alle Weintypen hervorragend sind: süss, rot, trocken und weiss. Weil auch die Nachverkostung des aktuell ausgelieferten Jahrgangs 2012 eine einzige Freude war, platzt dieses Special aus allen Nähten. Und spricht – buchstäblich – Bände: Bordeaux ist top, selbst in sogenannten mittleren Jahren (oder gerade dann?). Doch die neuen Bordeaux brillieren nicht nur in technischer Hinsicht. Wir bewerten seit langem nicht mehr die Masse, sondern den Ausdruck, die Vielfalt, die Persönlichkeit im Wein. Gerade diesbezüglich setzt 2014 einen neuen Meilenstein. Endlich ist die Holzmode ausgestanden. Endlich be sitzen grosse Bordeaux wieder Frische, sind überall und in allen Farben voll für den Genuss bestimmt. Das Einzige, was den 2012ern oder den 2014ern fehlt, sind 15 Volumenprozent Alkohol. Und auf die mag ich gerne verzichten. 13 sind mir schon mehr als genug. Trotz kleiner Ernten und grosser Selektion fehlt es heute folglich in Bordeaux nicht an hervorragenden Weinen (wer das Gegenteil behauptet, lügt bewusst). Es fehlt an begeisterten Käufern. Mit denen hat es sich Bordeaux vor fünf, zehn Jahren durch eine elitäre und hochmütige Preispolitik verscherzt. Der Markt schlägt zurück und will keine 2014er ohne massive Preisnachlässe kaufen. Die erfolgen nur zögernd oder gar nicht. Dass dies alles eigentlich nur für 20, 30, 50 Marken gilt, wird dabei übersehen, genauso wie die Tatsache, dass das Spass-Preis-Verhältnis in Bordeaux im Schnitt besser ist denn je zuvor. Trotzdem wird es zu einer Marktbereinigung kommen. Wie und welche Opfer diese fordern wird, steht in den Sternen. Zur Zeit der Drucklegung ist es verdächtig ruhig auf dem Primeurmarkt. Das ist schon richtig. Vielleicht besinnt sich Bordeaux nur so endlich wieder auf seine echten Werte: Weine mit dem Schick eines Gentleman zu produzieren, die auch wieder von echten Gentlemen angeboten werden.
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